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“Eine überdurchschnittliche Bezahlung war für mich immer wichtig, weil ich als feministische Künstlerin nicht halb nackt und billig zur gleichen Zeit sein wollte.”– Interview mit Coco

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Berufe & OrientalischerTanz

Teil 8 der Interviewserie Berufe und Orientalischer Tanz habe ich mit Coco geführt.

Was genau arbeitest du?

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Coco
Ich habe 2004 angefangen professionelle Auftritte zu machen, dabei habe ich mich recht bald auf Firmen und Events mit einem hohem Budget und TV-Auftritte konzentriert um den orientalischen Tanz auf große Bühnen zu bringen.

2005 habe ich meine ersten Privatstunden gegeben und 2006 meine ersten Kurse und internationalen Workshops.

Auf der Suche nach der Befreiung meines Körpers, Geistes und meiner Seele habe ich im Laufe der Jahre meine eigene ganzheitliche Methode entwickelt, die den ägyptischen Bauchtanz mit meiner Beckenbodenintegration und Methoden der zeitgenössischen Tanz- und Körperarbeit vereint, ich nenne sie Essence of Bellydance.

Aus meinen Privatstunden habe ich im Laufe der Zeit mein Sensuousmind Life-Coaching-Format entwickelt, das ich international auf Skype anbiete.

2013 habe ich all meine Kraft in meine Essence of Bellydance Lehrer-Ausbildung und mein Sensuous Dance Workout Programm gesteckt. 2014 ist die deutsche Version des Programms erfolgreich auf den Markt gekommen und die englische Version befindet sich in den letzten Zügen der Produktion.

Die Lehrerausbildung ist 2013 erfolgreich angelaufen, die ersten Essence of Bellydance Lehrerinnen unterrichten jetzt in Berlin und Spanien und im Juni 2014 haben wir die zweite Staffel gestartet.

Seit wann machst du das hauptberuflich und wie kam es dazu?

Ich habe Architektur studiert, als ich durch meine ersten Auftritte das Potenzial des Tanzes als Lebensweg erkannt habe. Durch meine Begeisterung und Hingabe war ich schnell erfolgreich und konnte mir so das Studium finanzieren.

2005 zog ich von Wuppertal nach Berlin, wo ich die Möglichkeit hatte bei vielen großartigen Lehrern zu lernen, auf einzigartigen Events zu tanzen und meine ersten Film- und TV-Auftritte zu machen.

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Coco

Als ich dann 2007 nach dem Diplom vor der Entscheidung stand, ob ich Architektin oder Tänzerin werde, habe ich mir sehr schwer getan.

Ich liebte beides aus ganzen Herzen – ich wusste aber, dass ich als ambitionierte Architektin keine Zeit haben würde, mich dem Tanz und vor allem dem Erkunden seiner Möglichkeiten so zu widmen, wie ich es brauchen würde um mich weiter zu entwickeln. Auf der anderen Seite wusste ich, dass wenn ich die Architektur jetzt verlasse, ich meine Chance auf eine erfüllende Karriere als kreative Architektin verspiele.

Ich habe mich letztendlich für den Tanz entschieden, weil ich dort mehr Potenzial sah, mich sofort selbständig frei zu entwickeln und auszudrücken, während es in der Architektur ein langer Weg wäre dort hin zu kommen, wo ich mich dann eventuell frei entfalten kann.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus?

Ich wache ohne Wecker auf, meistens zwischen 6 und 7 Uhr und genieße meinen Tanz, Sport, Meditation, Atemübungen, Massagen und ein ausgiebiges Frühstück mit meinem Freund bis 9 oder 10 Uhr. Dann widme ich mich kreativen Aufgaben oder erledige administrative Dinge im Büro.

Mittags koche ich für mich, wenn jemand da ist für meine Mitarbeiter oder verabrede ich mich zum Mittagessen. Danach mache ich gerne eine Meditation oder einen Power-Napp, um wieder frisch zu sein.

Zwischen 16 und maximal 20 Uhr lege ich mir meine Coaching- oder Privatstunden-Termine und ab 18 Uhr treffe ich mich gerne mit Kollegen oder Freunden.

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Coco
Ich bin bei der Zeitplanung aber nicht strikt, denn ich mag Spontanität und Abwechslung einfach zu gerne.

Immer, wenn mir danach ist, nehme ich mir frei, denn ich kann nur gute Arbeit liefern, wenn ich inspiriert bin.

Früher hatte ich deswegen ein schlechtes Gewissen, aber ich sehe immer mehr, dass mein Leben so nicht nur erfüllter, sondern auch effektiver ist.

Ich versuche jeden Tag 30-60 Minuten an der frischen Luft zu Gehen oder zu laufen.

Fast jeden Abend mache ich 30-60 Minuten Körperarbeit, wie zum Beispiel meine Beckenbodenintegration oder ich besuche Kurse oder nehme Privatstunden, denn es gibt so viel, das ich noch lernen möchte.

Bevor ich schlafe, meditiere ich für 20 Minuten, das ist mein Geheimtipp für geistige Klarheit und Lebendigkeit.

Du konzentrierst dich mittlerweile mehr aufs Unterrichten, oder? Wie kam es zu dieser Neuorientierung?

Als ich 2006 anfing zu unterrichten, habe ich mit Freude festgestellt, dass die Frauen nicht nur Bauchtanz wollten, sondern auch alles andere, was ich an persönlicher Weiterbildung zu bieten hatte, begierig aufgesogen haben.

Zu sehen, wie sie sich die Techniken annehmen und sich entwickeln und aufblühen hat mich sehr erfüllt. Die Shows geben mir eine andere Art der Erfüllung, es ist eher ein Rausch.

2013 wusste ich, dass ich um mein Sensuous Dance Workout rauszubringen und meine Lehrerausbildung zu beginnen die Shows pausieren musste. Das ist mir überraschenderweise sehr leicht gefallen.

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Coco in Indien

Zu sehen, wie meine Methode von anderen Frauen weitergetragen wird macht mich zufriedener und glücklicher den je.

Was sind die wichtigsten Fähigkeiten, die du in deinem Beruf brauchst?

Liebe, Begeisterungsfähigkeit und Mut zu Unkonformität.

Wie viel verdienst du mit deiner Arbeit?

Das ist immer unterschiedlich, ich konnte jedoch schon immer gut vom Tanz leben und in meine persönliche und professionelle Entwicklung investieren.Image may be NSFW.
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Coco

Ich hatte während des Studiums allerdings auch eine Zeit erlebt, in der ich meinen Freund mitfinanzieren musste und wir beide von der Hand in den Mund gelebt haben.

Es war merkwürdig zuhause nur Nudeln mit Tomatensoße zu essen und dann Abends in den luxuriösesten Locations zu tanzen.

In der Zeit habe ich ab und zu auch Restaurant-Auftritte angenommen, doch damit habe ich nur schlechte Erfahrungen gesammelt.

Welche Bedeutung hat das Internet für dich? Würdest du sagen, dass du ein Online-Business hast oder nutzt du es vorwiegend zu Marketingzwecken?

Ohne das Internet hätte ich meine Show-Karriere nicht in dem Maße entwickeln können.

Das Internet war schon immer aber auch eine Informationsquelle, ich habe dort wie verrückt alles über den Tanz recherchiert und mich mit wunderbaren Menschen ausgetauscht.Ohne das Internet hätte ich meine Show-Karriere nicht in dem Maße entwickeln können.

Über die ersten Foren habe ich viele Freunde gefunden und über Facebook und YouTube bin ich zu internationalen Shows und Workshops eingeladen worden.

Ich unterrichte seit 2011 auf meinem YouTube-Kanal, mein Sensuous Dance Workout Programm enthält eine wunderbare Online-Community, in der wir uns über relevante Themen austauschen und das Programm wird sowohl in Buchläden als auch auf Amazon und auf meiner Homepage als DVD und Download verkauft.

Ohne das Internet wäre auch die internationale Lehrerausbildung undenkbar.

Wo siehst du dich in 10 Jahren?

Ich sehe wunderbare Essence of Bellydance Lehrerinnen auf der ganzen Welt und die Methode entwickelt sich immer weiter mit dem neusten Stand der Forschung.

Ich kreiere wunderbare Programme, die Frauen auf der ganzen Welt in live in Workshops und Retreats aber auch online erreichen.

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Coco in Finland

Ich freue mich einen großen Beitrag dazu geleistet zu haben, dass die Frauen dieser Welt sich selbst und somit auch andere Menschen besser lieben können.

Hast du es jemals bereut, dass du dein Hobby zum Beruf gemacht hast?

Ich hatte nach der Entscheidung Angst, dass mir der kreative und intellektuelle Austausch mit Gleichgesinnten fehlen würde und dass ich es bereuen würde, aus meinem Talent als Architektin nichts gemacht zu haben.

2008 habe ich deswegen angefangen nebenher Historische Urbanistik zu studieren – ein wunderbares Studienfach!Ich hatte Angst, dass mir der kreative und intellektuelle Austausch mit Gleichgesinnten fehlen würde.

Doch seit ich eine Vision entwickelt habe mit meinen Methoden die Leben vieler Frauen zu verändern und eine Mission verfolge, die über meine Shows hinausgeht, bin ich erfüllter denn je.

Die beiden Studiengänge waren dennoch nicht umsonst, sie haben mich geprägt und ich wäre ohne sie nicht die Frau, Lehrerin und Unternehmerin, die ich jetzt bin.

Was waren die größten Umstellungen beim Schritt in die Professionalität?

Ich war sozusagen schon immer professionell, denn ich hatte keinen festen Beruf bevor ich mich mit dem Tanz selbständig gemacht habe. Ich habe bereits meinen ersten „richtigen“ Solo-Auftritt in einem Tennis-Club, den mir meine wunderbare Lehrerin Isot Ackermann anvertraut hat, professionell gemeistert.

Weil meine damalige beste Freundin mir ihr Anfänger-Kostüm nicht leihen wollte, habe ich mir mein erstens professionelles Kostüm für 350 Euro geleistet (es war damals mehr Wert als mein Ford Fiesta). Auf Anraten von Isot habe ich 150 Euro Gage genommen – ohne sie wäre ich für 20 Euro dabei gewesen Image may be NSFW.
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;)

Meine andere wunderbare Lehrerin und Mentorin Salma Parvaneh hat mir geholfen meine erste Routine spannungsreich zu gestalten und hat mich mit allen wichtigen Tipps und Tricks rund um einen professionellen Auftritt ausgestattet.

Ohne diese beiden Frauen wäre ich heute nicht die, die ich bin.

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Coco

Der Auftritt war so ein wunderbares Ereignis – für das Publikum und für mich – dass ich sofort beschloss, es auszubauen.

Ich war mit zwei Fotografen befreundet, für die ich auch gemodelt habe – sie haben die ersten Fotos für meine Visitenkarte gemacht.

Bereits damals hatte ich meine besten Ideen beim Tanzen, eines Tages wusste ich, dass ich eine Homepage brauche und hatte sofort das Layout im Kopf. Ich lernte von zwei weiteren Freunden wie man html programmiert und baute meine erste eigene Homepage.

Ich stellte mich in meinem damaligen Lieblingsrestaurant Fatmorgana als Tänzerin vor und habe mich mit den Besitzern direkt sehr gut verstanden. Ich wurde für die gesamte Weihnachtssaison in ihrem Wuppertaler und ihrem Kölner Restaurant gebucht und überdurchschnittlich gut bezahlt.

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Coco
Eine überdurchschnittliche Bezahlung war für mich immer wichtig. Nicht weil ich gierig war (ich war Anarchistin mit marxistischen Tendenzen), sondern weil ich als feministische Künstlerin nicht halb nackt und billig zur gleichen Zeit sein wollte.

So habe ich den Wert meiner Shows gesteigert – in den Augen meiner Kunden aber auch in meinen.

Ich hatte die höchsten Ansprüche an Professionalität, Kunst und Unterhaltung. Ich habe meine Zeit damit verbracht alles über den Tanz, die arabische Musik und Kultur zu lernen.

Ich habe die Sprache gelernt, bin in den Orient gereist und habe auch meine zeitgenössische Tanzausbildung und mein Wissen über die Zusammenhänge zwischen Körper, Geist und Seele weiter ausgebaut.

Ich wollte mich als Mensch und Künstlerin frei entfalten und habe nichts unversucht gelassen. Es war nicht immer krisenfrei, aber aus diesem Perfektionsdrang ist letztendlich meine Methode entstanden.

Wenn du heute noch einmal von vorn anfangen würdest, was würdest du anders machen?

Gar nichts, alles was ich gemacht habe war wichtig und gut für meine persönliche Entwicklung. Ich bin sehr dankbar und glücklich.

Wieviele Auftritte hattest du im Schnitt pro Monat, als du hauptsächlich davon gelebt hast? Und auf welchem Weg wurdest du gebucht?

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Coco
In den ersten Jahren 8-9; zuletzt mit Gagen ab 800-1.800 Euro nur 3-4.

Ich wurde direkt von den Kunden oder von Agenturen über meine Homepage oder Empfehlungen gebucht. Wenn man eine Agentur ein mal begeistert hat, buchen sie einen immer, denn es ist nicht einfach professionelle Künstler zu finden.

Doch Bauchtanz ist eine Nische und der Event-Markt ist bei den Agenturen mittlerweile sehr hart umkämpft.

Oft haben für ein und das selbe Event mehrere Agenturen und manchmal auch der Kunde selbst angefragt – Professionalität und Loyalität so wie klare Regeln und eine transparente Preisgestaltung haben mich vor Verstrickungen bewahrt.

Was macht den Unterschied zwischen Hobby- und Profitänzerin aus?

Entscheidend ist für mich nicht so sehr, ob man davon lebt, sondern wie ernst man seine Kunst und sein Handwerk nimmt und dementsprechend wie viel man in sich und seine Kunst investiert und wie man mit Kunden und Kollegen umgeht.

Welchen Rat würdest du Tänzer/inne/n geben, die von ihrer Kunst leben möchten?

Planung und Vision: setz dich hin und überlege, was für eine Art von Kunst/Unterhaltung du machen möchtest.

  • Wo möchtest du am liebsten auftreten?
  • Wen möchtest du mit deiner Kunst berühren und erreichen?

Und sprich in deinem Marketing genau diese Personen an. Wenn du zu allen sprichst, fühlt sich niemand angesprochen.

Training und Marketing: trainiere mindestens 2 Stunden täglich und verwende mindestens die gleiche Zeit für Marketing. Schau dir an, wie es Profis auch aus anderen Sparten machen.

Schau dir an, wie es Profis auch aus anderen Sparten machen und investiere in Coaching bei Personen, die dort sind, wo du hin möchtest.

Sei immer kollegial und freundlich und lass dich nicht in Spielchen verwickeln, halte dich von negativen Personen fern und umgebe dich mit Menschen, die dich in deiner Arbeit und Entwicklung unterstützen.

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Coco

Danke liebe Coco für das ausführliche Interview und die spannenden Einsichten!

Hast du noch Fragen an Coco? Dann schreib doch einen Kommentar!

Hier kannst du weitere Interviews zum Thema Berufe und Orientalischer Tanz lesen.

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